China arbeitet seit Jahren an einer eigenen digitalen Zentralbankwährung – dem e-CNY, auch als digitaler Yuan bekannt. Inzwischen ist klar: Es handelt sich nicht nur um ein technisches Experiment, sondern um ein strategisches Instrument mit weitreichenden geopolitischen und wirtschaftlichen Folgen.
Der digitale Yuan könnte die bisherige Dominanz des US-Dollars im internationalen Zahlungsverkehr herausfordern – mit Auswirkungen, die weit über Handelsabkommen hinausgehen.
Der digitale Yuan: mehr als nur digitales Geld
Während viele Staaten noch über mögliche Pilotprojekte für digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) diskutieren, ist China bereits mehrere Schritte weiter. Der e-CNY wird in Millionenhöhe getestet – und ist längst nicht mehr auf den chinesischen Binnenmarkt beschränkt.
Der digitale Yuan ist:
- Technisch voll integriert in Chinas bestehende Infrastruktur
- In über 10 Ländern bereits in Pilot- oder Testprogrammen im Einsatz
- Teil von Projekten zur Abwicklung internationaler Zahlungen – unabhängig vom US-Dollar
Gerade in Regionen mit engen wirtschaftlichen Verflechtungen zu China gewinnt der e-CNY rasant an Bedeutung.
Auswirkungen auf den globalen Zahlungsverkehr
Die digitale Offensive aus Peking trifft auf einen wachsenden Wunsch vieler Staaten, sich unabhängiger vom Dollar zu machen. Immer mehr Länder schließen sich Bestrebungen zur sogenannten „De-Dollarisierung“ an – sei es durch bilaterale Handelsabkommen, neue Zahlungssysteme oder den Aufbau gemeinsamer Währungsräume wie im BRICS-Verbund.
Einige Schätzungen gehen davon aus, dass mittelfristig bis zu 38 % des globalen Handels über Systeme laufen könnten, in denen der e-CNY eine zentrale Rolle spielt. Das wäre ein erheblicher Machtverlust für den Westen – sowohl wirtschaftlich als auch politisch.
Risiken für die finanzielle Freiheit
Die Entwicklung digitaler Zentralbankwährungen wirft auch grundsätzliche Fragen auf: Welche Kontrolle haben Staaten über Transaktionen? Wie anonym ist digitales Zentralbankgeld? Und welche Daten werden erfasst, gespeichert oder weitergegeben?
China verfolgt ein Modell mit potenziell vollständiger staatlicher Kontrolle über Zahlungsflüsse. Für viele Beobachter ist dies nicht nur ein technologisches Thema, sondern eine Frage der Freiheitsrechte. Auch westliche Gesellschaften müssen sich fragen, welchen Weg sie bei der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs einschlagen wollen – und wie sie mit einer möglichen globalen Standardsetzung durch China umgehen.
Im neuen Video analysiert Jürgen Wechsler die internationale Rolle des digitalen Yuan, die geopolitischen Verschiebungen im Zahlungsverkehr und zeigt auf, welche Konsequenzen sich für Anleger, Staaten und Bürger ergeben könnten.